Verwaltungsehe nimmt neuen anlauf

Martina Potztal ist seit 1. März Glücksburg-Koordinatorin / Vertrag wurde erneuert


Der Haussegen zwischen Glücksburg und Flensburg, die seit dem 1. Januar 2008 eine Verwaltungsgemeinschaft bilden, hing in den vergangenen Jahren mehr als einmal schief. Jetzt wollen beide Seiten noch einmal einen ganz neuen Anlauf nehmen. „Ich hoffe sehr, dass wir jetzt endlich zusammenwachsen“, sagte Glücksburgs Bürgermeisterin Kristina Franke, die sich gemeinsam mit Flensburgs Oberbürgermeister Dr. Fabian Geyer viel von der neuen Leitenden Koordinatorin Martina Potztal verspricht, die am 1. März ihre Arbeit aufgenommen hat. Die 52-jährige Potztal, die zuletzt über 16 Jahre Pressesprecherin und Leiterin der Abteilung „Kommunikation“ beim Kreis Schleswig-Flensburg war, solle in einer Art „Scharnierfunktion“, so Dr. Geyer, die Lücke füllen, die spätestens 2014 mit der Wahl von Kristina Franke zur hauptamtlichen Bürgermeisterin entstanden war, da diese gegenüber den Verwaltungsmitarbeitern aus Flensburg keinerlei Weisungsbefugnis hat. Ihr Vorgänger John Witt trug als hauptamtlicher Flensburger Stadtrat noch den Titel „Glücksburg Beauftragter“. Man habe es versäumt, den im Dezember 2006 geschlossenen öffentlich-rechtlichen Vertrag an die neuen Gegebenheiten anzupassen, „er war nicht mehr zeitgemäß“, sieht Dr. Fabian Geyer darin einen der Hauptgründe für die wachsende Unzufriedenheit mit der Verwaltungsgemeinschaft, die bei seinem Amtsantritt im Januar 2023 sogar kurz vor dem Bruch  gestanden habe. „Atmosphärisch war doch einiges zwischen uns“, räumte Geyer ein. Doch nachdem in den Gesprächen alles auf den Tisch gekommen sei, habe man festgestellt, dass beide Städte doch sehr viel mehr gemeinsam hätten, als sie trennen würde. „Das Einzige was uns wirklich getrennt hat, war die öffentlich-rechtliche Vertragsgrundlage“, so Geyer weiter. Der Vertrag wurde nun in enger Abstimmung mit der Kommunalpolitik und Vertretern sowohl der Flensburger Ratsversammlung als auch der Glücksburger Stadtvertretung überarbeitet. Der Glücksburger Finanz- und Hauptausschuss stimmt voraussichtlich am 23. April ab, in Flensburg soll der neue Vertrag am 2. Mai von der Ratsversammlung abgesegnet werden. „Ich habe mich in den letzten Jahren oft geärgert, wenn Leistungen nicht erbracht wurden, weil Personal erkrankt war oder fehlte. Und ich werde schnell sehr ärgerlich, wenn Glücksburger ihre Verwaltungsleistung nicht bekommen. Das war sicher auch nicht immer leicht für die Stadt Flensburg“, räumte Kristina Franke ein. Als Stadt mit weniger als 8.000 Einwohner ist Glücksburg seit dem vom Land Schleswig-Holstein verabschiedeten Verwaltungsstrukturreformgesetz zur Zusammenarbeit mit einer anderen Verwaltung verpflichtet.  Rein theoretisch wäre also auch ein Wechsel des Partners, etwa das Amt Langballig, in Betracht gekommen. Doch die meisten Glücksburger seien eher nach Flensburg hin orientiert, betonte Kristina Franke. „Ich freue mich, dass wir diesen Weg gefunden haben und uns nicht im Zorn getrennt haben, sondern die Ehe weiterfortführen“, sagte die Glücksburger Bürgermeisterin. Die neue Koordinatorin Martina Potztal habe sich bereits gut in das Team aus zehn Mitarbeitern vor Ort eingefügt. „Sie ist energisch, akribisch, aber auch eine gute Teamplayerin“, sagte Franke. Sie freue sich über die Unterstützung, denn die operative Arbeit werde nun leichter. Mit der neuen Koordinatorin oder „Kümmerin“ habe sie nun eine Ansprechpartnerin, die einerseits direkt in die Stadt Flensburg hinein kommunizieren könne und auch umgekehrt Dinge nach Glücksburg transportieren könne. Als Beispiel nannte Franke das neue Kita-Gesetz. „Zum 1. Januar 2025 brauchen wir aufgrund der Gesetzesänderungen neue Verträge mit unseren fünf Kindergärten. Mit diesem Thema gehe ich jetzt zu Frau Potztal und sage ‚kümmere Dich‘.“

Martina Potztal, die gebürtige Flensburgerin ist und in Wanderup lebt, sprach von einem tollen Start. Sie sei sowohl in Glücksburg als auch in Flensburg gut aufgenommen worden. „Ich leite das Team vor Ort und ziehe die Fäden zusammen“, umschrieb sie ihre Aufgaben, zu denen auch Vertretungsregelungen und eine Optimierung der Prozesse sowie Netzwerkarbeit im Rahmen der Koordination gehören. Zunächst stünden aber noch weitere Gespräche mit den einzelnen Fachbereichen an, erklärte Martina Potztal, die nach ihrer Ausbildung im gehoben Verwaltungsdienst im Fernstudium an der TU Kaiserslautern einen Master in Management von Kultur- und Non-Profit-Organisationen gemacht hat und in ihrer Freizeit gerne reitet und sich beim Yoga entspannt. Entspannen soll sich auch das Verhältnis zwischen Glücksburg und Flensburg. „Es ist kein Burgfrieden, den wir geschlossen haben, sondern wir wollen wirklich gemeinsam diese Verwaltungsgemeinschaft fortsetzen“, betonte Dr. Fabian Geyer, der darin auch ein wichtiges Signal für die gesamte Stadt-Umlandgemeinschaft und die enge Kooperation mit den angrenzenden Kreisen und Gemeinden sieht. Auch Landrat Dr. Wolfgang Buschmann habe sich erleichtert über die Einigung gezeigt. „Mit der Metropolregion und der Fehmarn-Belt-Querung haben wir riesengroße Herausforderungen, gegen die wir uns als Region behaupten müssen und und ein  eigenes Profil entwickeln müssen. Und das endet nicht an der Stadtgrenze von Glücksburg“, sagte Geyer. (Michael Philippsen)

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