die flensburger schleife

Ein kommentierender Bericht


Die Flensburger Schleife hat nichts mit Weihnachten zu tun, sie ist kein Geschenkband und schon gar kein Geschenk. Gemeint ist die Schienenführung der Bahn, die sich wie eine Schleife um Flensburg legt und im Schienenverkehr kostbare Zeit kostet, denn Fernverkehrzüge müssen immer einen Bogen um Flensburg fahren. Um dieses in Zukunft zu vermeiden, hat sich die Ratsversammlung in Flensburg einstimmig für einen Ausbau eines Bahnhofes in Weiche ausgesprochen. Anlass war, dass die Intercitys zwischen Hamburg und Kopenhagen ohne Halt an der Stadt vorbeifahren, weil der Abstecher zum Hauptbahnhof mehrere Minuten Zeitverlust bedeuten würde. Mit dem Fahrplanwechsel zum 10. Dezember fällt zudem die IC-Verbindung nach Aarhus weg.


Der SSW hat dieses Thema nun in den Landtag getragen und dort wurde das Thema ausgiebig in der Dezember-Landtagssitzung diskutiert. Die SPD zeigte viel Sympathie für den Antrag des SSW, den Fernverkehr künftig in Flensburg-Weiche halten zu lassen und gleichzeitig eine Regionalverkehrsanbindung am Hauptbahnhof zu schaffen. Auch die CDU steht hinter dem Vorstoß und erinnert daran, dass Flensburg mit der Fahrplanumstellung im kommenden Jahr die einzige Stadt im Norden sein wird, in der keine Fernzüge mehr halten, während in Kiel, Lübeck und Neumünster täglich 14, 15 und 12 Fernzüge täglich halten werden. Ob nun die Flensburger Schleife die einzige Ursache an dieser Entwicklung ist, wird unterschiedlich gesehen, Bernd Buchholz von der FDP-Landtagsfraktion sieht die Ursache in jahrelangen Fehlentscheidungen durch die Kommunalpolitik, die sich immer der Idee eines Bahnhofes am ZOB verschlossen hätte. Er glaubt, man müsse die Menschen dort abholen, wo es das größte Fahrgastpotenzial gäbe: in der Flensburger Innenstadt und nicht “irgendwo außerhalb”. Nelly Waldeck von Bündnis90/Die Grünen beschreibt die Odysee, um mit der Bahn von Flensburg nach Dänemark zu kommen. Eine Direktverbindung nach Aarhus gibt es nicht, nach Kopenhagen schon gar nicht, es sei denn, man fährt erst 38 km nach Süden, um in Schleswig die Bahn nach Dänemark zu nehmen. 

Alles in allem waren sich alle Landtagsfraktionen einig, dass Flensburg nicht abgehängt werden dürfe. Allein wie diese Aufgabe nun gelöst werden wird, blieb unklar. Die Antwort der Deutschen Bahn lag bereits vor der Landtagsdebatte auf dem Tisch. 


Die Konzerbeauftragte der Bahn Ute Plambeck hatte bereits nach dem Votum der Ratsversammlung für einen Halt der Fernzüge in Weiche mitgeteilt, dass, sobald die feste Fehmarnbeltquerung fertig gestellt sei, die Züge wieder über Lübeck und Fehmarn sowie die dänischen Inseln fahren würden, da die Strecke deutlich kürzer sei. Die Anbindung Flensburgs habe dabei keine Bedeutung und spiele deshalb keine Rolle in den Planungen der Bahn.  


Es braucht mehr als die Einigkeit in einer Landtagsdebatte. Es braucht Gesetzesentwürfe, mit denen man die Bahn auf den richtigen Weg bringen kann. Das Allgemeine Eisenbahngesetz (AEG) regelt die Aufgaben, die durch das Eisenbahn-Bundesamt (EBA) wahrzunehmen sind. Es soll den sicheren Betrieb der Bahn gewährleisten sowie für ein attraktives Verkehrsangebot auf der Schiene sorgen.

Warum also nicht hier endlich Veränderungen herbeiführen zugunsten aller, die so gern Bahn fahren würden und vor allem zugunsten einer positiveren Klimaveränderung? Zur Erinnerung:  Auf langen Strecken erzeugt der Zug pro Person und Kilometer nur 32 Gramm Treibhausgase. Im Auto sind es mit 147 Gramm fast fünf Mal mehr, beim Inlandsflug sogar 230 Gramm und damit mehr als das Siebenfache.

Hierfür könnte sich auch der Parlamentarier Buchholz von der FDP einmal stark machen und damit nachholen, was er in seiner Zeit als Verkehrsminister Schleswig-Holsteins nicht geschafft hat, die Kommunalpolitik und die Stadtentwicklung zu unterstützen, anstatt ihr Vorwürfe zu machen. 


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